Bitterfeld-Wolfen: Schutz europäischer Solar-Produkt-Hersteller

Werksbesichtigung bei Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen | Foto: Jörg Bochmann

…im rauen Wind des internationalen Wettbewerbs

Investitionen in moderne Arbeitsplätze und Klimaschutz sichern

Jörg Bochmann

Am vergangenen Freitag fuhr Martina nach Bitterfeld-Wolfen, genauer nach Thalheim, ins dortige Gewerbegebiet „Solar Valley“ zum komplett neuen Werk des Unternehmens Meyer Burger (Technology AG). Eingefädelt hatte das Treffen die Bitterfeld-Wolfener Stadträtin Dagmar Zoschke,. Es ging dabei um nicht weniger als die Zukunft der europäischen Solarindustrie und konkret um 380 Arbeitsplätze in der Region. Martina wurde von Christoph Podewils, Leiter Politik und Unternehmenskommunikation in Deutschland für das Schweizer Unternehmens, empfangen. Nach einer Besichtigung der fast vollständig automatisierten, parallelen Fertigung der Solarzellen in den 300 Meter langen Hallen ging es um sehr Konkretes in Sachen Zukunftsaussichten der Branche. 
Ursprünglich stellte Meyer Burger ausschließlich Maschinen und Anlagen für die Produktion von Solarzellen und -modulen her. Nach einer anfänglichen Marktführerschaft Deutschlands bis etwa 2012 kam das politische Aus für die Unterstützung der Solarenergieerzeugung durch die Bundesregierung. Die Produktion wurde nach China verlagert. Dort wurde sehr schnell das Potenzial der Solarenergie erkannt, die Produktion expandierte stark und mittlerweile stellt China auch selbst die Produktionsanlagen her.

 
Mit dem europaweiten Aufschwung der Erzeugung erneuerbarer Energien gab es nach 2020 einen erneuten Start. Im Zuge dieses zweiten Anlaufes wurde das neue Werk auf die grüne Wiese gestellt und eine eigene Produktion aufgenommen. Die Produkte sind führend. Eine absolute Novität: Es werden auch Dachpfannen als Solarmodule entwickelt. Doch China überschwemmt nach Aussage des Firmenvertreters den europäischen Markt mit ähnlichen Produkten weit unter dem eigenen Herstellungspreis und hier können die Europäer*innen ohne politische Hilfen nicht mithalten. Es fielen Stichworte wie Resilienzboni und Marktschutz sowie die unmittelbar bevorstehende Gefahr eines erneuten Zusammenbruchs des innovativen, europäischen Solar-Produkte-Hersteller-Marktes. Verwiesen wurde auch auf die Besonderheiten der eigenen Solarzellen und -module wie Recyclingfähigkeit, Schadstofffreiheit, energiesparendere Herstellung und der geringere CO2-Fußabdruck, eine garantierte Lebensdauer (30 bis 40 Jahre) sowie ein höherer Wirkungsgrad (bis 25 Prozent).

Besuch in Bitterfeld | Foto: Jörg Bochmann

Im Gespräch ging es um die möglichen und beantragten Fördermittel aus den verschiedensten europäischen Fonds, angelehnt an die Strategien des New Green Deals und des Net-Zero Industry Acts. Selbstverständlich versucht das Unternehmen sowohl auf europäischer als auch auf Bundes- und Landesebene von den verschiedensten Förderungen, wie z. B. dem EU-Innovationsfonds, zu profitieren. Ebenso werden große Erwartungen an die Plattform für strategische Technologien für Europa (Strategic Technologies for Europe Platform, STEP) geknüpft. Aus Sicht des Unternehmens reiche dies allerdings nicht aus, um den europäischen Markt vor der geostrategisch eingesetzten Marktbeherrschung Chinas in dieser Branche zu schützen. Andererseits nutzt Meyer Burger aber auch die Segnungen des amerikanischen IRA (Inflation Reduction Act 2022) und errichtet zwei Werke in den USA, schon weil diese ihren Markt vor den Importen chinesischer Solarprodukte schützen und nur im eigenen Land hergestellte subventionieren. 

Alles in allem eine schwierige Gemengelage, die sich durch politische Fehlentscheidungen, ungebremsten internationalen Handel, unbedarfte Verlagerung von Produktionsketten, Hoffnung auf Subventionen und richtungsweisende EU-Vorgaben bis hin zur Forderung nach Protektionismus ergeben hat. Martina wird diesen Aspekt europäischer Entwicklung ab sofort noch stärker im Auge behalten. 

Dieser Artikel ist zuerst auf DIE LINKE. im Europaparlament erschienen.