Bedrohte Pressefreiheit

Foto von Peter Cichorius: Martina Michels auf dem Weg nach Straßburg

Martina Michels, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung (CULT), erklärt zum Internationalen Tag der Pressefreiheit, was er u. a. mit Netzneutralität und Bildungsangeboten zu tun hat und präsentiert einen Online-Wegweiser der Delegation, mit dem man unkompliziert in europapolitische Debatten einsteigen kann: 

„Erstaunlich ist, dass sich der Internationale Tag der Pressefreiheit auf keine lange Geschichte beruft. Er wurde erst am 20. Dezember 1993 auf Empfehlung der UNESCO von der UN-Generalversammlung ins Leben gerufen und ist mit dem Guillermo Cano World Press Freedom Prize verknüpft.

Weniger erstaunlich ist, dass er im Zeichen der Forderung nach guten, das heißt heute immer noch zuerst auch gewaltfreien Rahmenbedingungen für demokratische Kommunikation und Information steht. Eine Informationsproduktion aus Kriegsgebieten und Konfliktregionen und aus Ländern, in denen Demokratisierung verwehrt, verfolgt und erschwert wird, sind an der Tagesordnung. Der Beruf von Journalistinnen und Journalisten, sowie Bild- und Filmreporterinnen und -reportern ist vielerorts eine lebensgefährliche und existenzbedrohende Berufung.

Wir wissen andererseits um die interessengeleitete Entstehung von Bildern in Konfliktregionen und um Informationspolitiken, die nicht nur durch Medienkonzentration in Großkonzernen verzerrt werden, sondern auch durch staatliche Auftraggeber und damit unabhängige und aufklärende Berichterstattung massiv erschweren.

In den vergangenen Jahren spielten in politischen Auseinandersetzungen soziale Medien und das inzwischen als „Kurznachrichtendienst“ bezeichnete Medium twitter eine entscheidende Rolle beim Austausch von schnellen Informationen. Hinweise ohne Recherchen, Bilder ohne Geschichte(n) sind längst Alltag in unserer Informationsverarbeitung geworden. Zum kritischen Journalismus gehört es daher längst, nicht nur die Rahmenbedingungen der neuen und „sozialen Medien“ – Netzneutralität und Nutzerrechte, Datenschutz und Quellenschutz – konsequent auf die politische Agenda zu nehmen, sondern auch Bildungsinstitutionen und Öffentlichkeit mit dem gesamten Themenspektrum – kritischer Informationskonsum, Möglichkeiten alternativer Medien, Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten, Blogs und anderen Medien – zu konfrontieren.“

Martina Michels weist in diesem Zusammenhang auf ein neues Angebot der Delegation DIE LINKE. im EP hin:

„Wie entsteht Öffentlichkeit heute? Ein kompliziertes Thema, eine wichtige Debatte, nicht nur am Tag der Internationalen Pressefreiheit, wie wir befanden. Deshalb erproben wir mit dem heutigen Tag einen Online-Wegweiser Europapolitik, in dem wir Informationsangebote ausgewertet haben. Wir haben uns gefragt, was können wir als Politikerinnen und Politiker selbst beitragen für eine kritische Öffentlichkeit innerhalb der europäischen Politik, denn nachhaltige Informationen bilden sich nicht nur in der Tagespresse, in den kurzen Aufmerksamkeitsfenstern der modernen Medien, sondern brauchen Hintergrundinformationen und Debatten, die mehr Zeit benötigen als eine 140 Zeichen-Nachricht, die manchmal den nötigen Auftakt zur Recherche liefert.“