Kultur und Gleichstellung: längst keine besten Freundinnen

Martina Michels im Büro in Brüssel am 26.10.2021 | Foto: Konstanze Kriese

Martina Michels

Debatte um Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien in der Ausschusssitzung am 25. Oktober 2021

Am 25. Oktober – mitten in der Woche zur Geschlechtergleichstellung in den EU-Institutionen – diskutierte der Kulturausschuss über feministische Politik und konnte einerseits stolz darauf verweisen, dass mehr Geschlechtergerechtigkeit zum Profil der neuen Programme 2021 – 2027 gehört, doch andererseits für die Umsetzung mehr getan werden muss. 

Martina beteiligte sich an der Debatte. Hier ist der Wortlaut und das Video ihres Beitrages: 

Verehrte Kolleginnen und Kollegen,

der Bericht der OMK-Arbeitsgruppe zur Geschlechtergleichstellung im Kultursektor geht auch auf die Unterrepräsentation von Frauen in Führungsstrukturen, als Regisseurinnen, als Chefinnen von Medienhäusern, Theatern, Museen u. ä. ein.

Patriarchale Machtstrukturen werden damit unter der Hand immer wieder zementiert. Das zeigt gerade der jüngste Fall im Hause Springer. Erst im zweiten Anlauf konnten Machtmissbrauch und Übergriffe, die viele Frauen alltäglich im Berufsleben erleben, öffentlich gemacht werden.

 

Wenn wir Geschlechtergleichstellung in der neuen Förderperiode stark gemacht haben, dann ist das kein caritativer Akt oder ein Moment von Inklusion oder gar eine Spielart von Minderheitenpolitik. Den Eindruck konnte man manchmal noch in den Trilog-Verhandlungen gewinnen.

Frauen sind eine Mehrheit und ihre Repräsentation – auch in den Förderstrukturen – als Expertinnen, als Künstlerlinnen bewirkt, dass wir mehr Wirklichkeit in unseren kulturellen Erzählungen finden. Erst mit einer diversen Repräsentation wird sich der Kultursektor tatsächlich gewinnbringend an den Auseinandersetzungen beteiligen, die unsere Demokratien so dringend brauchen, die Sichtbarmachung von Machtstrukturen, ob in Familien, in der Politik, in der Gesundheit oder in der Kultur. Frauen leisten in der Kultur- und Kreativindustrie viel Vermittlungs- und Dienstleistungsarbeit. Doch vom Roman bis zum Kinderfernsehen regiert auch in Europa der männliche Held.

Geschlechtergleichstellung durchzusetzen, benötigt daher viele kluge politische Instrumente. Genderbudgeting ist eines davon, dass wir stark machen müssen, auch im Programm: Kreatives Europa.

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Dieser Artikel ist zuerst auf DIE LINKE. im Europaparlament erschienen.